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Zusammenhang von Burnout mit Spiritualität und Arbeitskultur: Ein erweitertes Modell notwendig?

Aktualisiert: 20. Jan.

Im Folgenden gebe ich eine mini-Zusammenfassung dieses Forschungsartikels‘:


Listopad IW, Esch T and Michaelsen MM (2021) An Empirical Investigation of the Relationship Between Spirituality, Work Culture, and Burnout: The Need for an Extended Health and Disease Model. Front. Psychol. 12:723884. doi: 10.3389/fpsyg.2021.723884


Wie die Überschrift des Blogartikels nahelegt, untersuchen die Wissenschaftler*innen, ob es neben biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren auch einen Einfluss von Spiritualität und Arbeitskultur auf das Burnout-Risiko und das Arbeitsengagement gibt. Wie kamen die Autoren darauf? Es gibt in der Literatur bereits erste Hinweise darauf, dass bspw. Mindfulness-basierte Interventionen mit einem niedrigeren Burnout-Risiko verbunden sind. Außerdem wurde beobachtet, dass spirituelle oder religiöse Arbeitnehmer weniger an Burnout leiden.

Der Begriff „Burnout“ wurde erstmalig in den 1970er Jahren in den USA verwendet.

Die World Health Organization (2021) beschreibt dieses Krankheitsbild mit Hilfe von drei Skalen:

1)      Emotionale Erschöpfung --> das Gefühl der Überforderung und Erschöpfung der eigenen emotionalen und physischen Ressourcen

2)      Zynismus --> negative, emotionslose oder übermäßig distanzierte Reaktionen auf verschiedene Aspekte der Arbeit

3)      geringere berufliche Leistungsfähigkeit --> Gefühl der Unentschlossenheit und selbst eingeschätzter Rückgang der Produktivität bei der Arbeit


Verschiedene Faktoren können zu diesen Symptomclustern führen, beispielsweise: Eine hohe Arbeitsbelastung und -anforderung, geringe Kontrolle/ Einflussmöglichkeiten auf der Arbeit, wenig private/ kollegiale Unterstützung, Arbeits-Familien-Konflikte, geringe Erholung und psychische Distanz, wenig körperliche Aktivitäten und ein Ungleichgewicht zwischen Aufwand und Belohnung.


Der Gegenpol zu Burnout bildet das Konzept des „Arbeitsengagements“, welches mit folgenden Konstrukten gemessen bzw. erhoben wird:

1)      Tatkraft/ Elan

2)      Engagement/ Hingabe

3)      Absorption/ Versunkenheit

 

Die Wissenschaftler*innen wollten nun herausfinden, ob Spiritualität und/ oder Arbeitskultur das Arbeitsengagement positiv beeinflussen können und das Risiko eines Burnouts senken. Wie haben Sie das umgesetzt?

„Es wurde eine anonyme Querschnittsdatenerhebung (n = 493) mit vollständig standardisierten Fragebögen und ausgewählten soziodemografischen und arbeitsbezogenen Items unter berufstätigen Erwachsenen aus verschiedenen Branchen durchgeführt.“

Wie wurde der spirituelle Aspekt gemessen? --> dafür wurde ein Fragebogen namens ‚the Work and Meaningful Inventory‘ (WAMI) mit 10 Items, die auf einer fünfstufigen Likert-Skala (1 = absolut falsch, 5 = absolut wahr) beantworten werden sollten, verwendet. Dieser Fragebogen beinhaltet drei Subskalen:

1)      Positive Bedeutung (der Arbeit): Bsp.:„Ich habe einen sinnvollen Beruf gefunden.“

2)      Sinnstiftung durch Arbeit: Bsp.:“ Ich betrachte meine Arbeit als einen Beitrag zu meiner persönlichen Entwicklung“

3)      greater good motivations: Bsp.:“Meine Arbeit bewirkt etwas in der Welt.“

 

Welche sind die Faktoren der Arbeitskultur, die einen positiven Effekt haben sollen und wie wurden sie gemessen? Es ging hier um ein Gefühl von „homeliness“, übersetzt etwa: Vertrautheit/Heimatlichkeit.

Gemessen wurde mit der „Brief Sense of Community Scale“ (BSCS), bei der es um einen „Sinn für Gemeinschaft geht“. Dieser Fragebogen basiert auf acht Items, die auch auf einer fünfstufigen Likert-Skala (1 = stimme voll und ganz zu | 5=stimme überhaupt nicht zu) beantwortet werden sollen.

Folgende Unterkategorien existieren in diesem Fragebogen:

1)      Bedürfnisbefriedigung: Bsp.:“ Ich kann in dieser Organisation bekommen, was ich brauche.“

2)      Gruppenzugehörigkeit: Bsp.:“Ich fühle mich wie ein Mitglied dieser Organisation.“

3)      Einfluss: Bsp.:“ Ich habe ein Mitspracherecht bei den Vorgängen in meiner Organisation.“

4)      Emotionale Verbindung: Bsp:“ Ich habe ein gutes Verhältnis zu anderen in dieser Organisation.“

 

Ergebnisse der Untersuchung


Ein größeres Gefühl der wahrgenommenen Sinnhaftigkeit der Arbeit steht in einem negativen Zusammenhang mit dem Risiko eines Burnouts. Darüber hinaus haben die Untersuchenden festgestellt, dass ein größeres Gefühl der Vertrautheit|Heimatlichkeit|Geborgenheit (‚homeliness‘) im Arbeitsumfeld negativ mit dem Risiko eines Burnouts und positiv mit dem Arbeitsengagement verbunden ist.


Die Schlussfolgerung: „Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass das etablierte bio-psycho-soziale Modell nicht ausreicht, um das Auftreten von Burnout zu erklären.“ Die Wissenschaftler*innen plädieren für einen Paradigmenwechsel, der eine Einbeziehung einer spirituellen und arbeitskulturellen semantischen Dimension beinhaltet, hin zum bio-psycho-sozial-spirituell-kulturellen Modell der Gesundheit. Die neuen beiden (Sub-)Dimensionen der a) Spiritualität und b) Kultur stehen für a) empfundene Bedeutsamkeit, Glaube und Vertrauen) und b) für das Gefühl der Vertrautheit/Heimatlichkeit/Geborgenheit, Zugehörigkeitsgefühl und Verbundenheit.


bio-psycho-soziokulturell-spirituelles Modell von Burnout

In der Abbildung ( s. o.) das vorgeschlagene erweiterte Modell von Burnout, basierend auf Esch (2019).

 

 

Literatur

 

Listopad IW, Esch T and Michaelsen MM (2021) An Empirical Investigation of the Relationship Between Spirituality, Work Culture, and Burnout: The Need for an Extended Health and Disease Model. Front. Psychol. 12:723884. doi: 10.3389/fpsyg.2021.723884


Esch, T. (2019). “Burn-out ist zuvorderst eine Sinnkrise,” in Arbeit besser machen. Positive Psychologie für Personalarbeit und Führung, ed. N. Rose (Freiburg: Haufe Verlag), 6–66.

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