Für diejenigen, die es noch nicht wissen: Ich bin ein spiritueller Mensch. Aber auch vielen anderen Menschen ist das Thema Spiritualität vielleicht wichtig, allerdings scheint es irgendwie begraben unter all den höheren Prioritäten - unangenehm und verlacht.
Daher bin ich sehr froh, im Folgenden eine grobe Zusammenfassung des oben genannten Artikels von Rettke, Naef, Rufer & Peng-Keller zu geben. Dieser wurde in der Fachzeitschrift Der Schmerz am 08. Januar 2021 online publiziert (https://doi.org/10.1007/s00482-020-00524-3).
„Chronischer Schmerz belastet die Betroffenen in allen Lebensbereichen stark.“ Bereits 1984 ist das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell von der WHO durch die spirituelle Komponente erweitert worden. Dies erscheint in der Theorie für diese Patientengruppe besonders wichtig, da die spirituelle Dimension „Fragen und Suchen nach Identität, Sinn, Bedeutung und Zweck [einschließt].“ Die Variable Spiritualität stehe im Zusammenhang mit Schmerztoleranz, Stimmung und Lebenszufriedenheit.
In der qualitativ-explorativen Untersuchung in der Deutschschweiz von Rettke et al. wurden nun Personen mit chronischen Schmerzen nach der Einbettung spiritueller Themen in die multimodale Behandlung befragt (n=42). Ist dies überhaupt erwünscht? Spiritualität wurde hierbei definiert durch „Überzeugungen, Einstellungen, Erfahrungen und Praktiken, die a) mit einer Sinnorientierung besonderer Qualität verknüpft sind, b) die Verbundenheit mit dem, was im Leben trägt, inspiriert und integriert, zum Ausdruck bringen und c) das eigene Leben in einem Sinnzusammenhang umfassender Art verorten.“
Dabei entschlüsselte die Autorengruppe folgende Kernthemen:
1) „Der ganze Mensch“ – chronischer Schmerz durchdringe die gesamte menschliche Existenz à existenzielle Fragen nach Bedeutung und Sinn des Schmerzerlebens.
2) „Suchen und Wege finden“ – spirituelle Ressourcen als mögliche bewährte oder neue Strategie im Umgang mit chronischen Schmerzen. à z. B. Meditation, Gebet, Musik oder Natur
3) „Interaktionsraum mit Fachpersonen“ – wichtig sei ein Dialog mit Fachpersonen, der neben Wertschätzung auch geprägt sei durch eine Berücksichtigung spiritueller Anliegen und Bedürfnisse.
Insgesamt könne Spiritualität potenziell „Ressourcen der Hoffnung und der Kraft“ bieten. Menschen mit chronischem Schmerzsyndrom wünschen sich letztlich von Fachpersonen, neue, unausgeschöpfte Ressourcen zu erschließen, zu denen auch solche spiritueller Art gehören.
Ein toller Artikel und ein Plädoyer für ein bio-psycho-sozial-spirituelles Krankheitsmodell.
Falls Du a) bereit bist, Deinen chronischen Schmerz ganzheitlich zu erkunden, b) die Bedeutung Deines Schmerzes für Dein Leben ergründen und Einflussfaktoren identifizieren willst oder b) einfach zurück oder erstmalig zur Spiritualität finden willst, melde Dich gerne bei mir.
Ich habe vor in meinen nächsten Blogeinträgen vor, die Verknüpfung von Spiritualität mit Psychologie und Gesundheit weiter zu vertiefen. Hoffentlich bis bald :)
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